10. Saarländischer Referendariatstag
GEW kritisiert Verschlechterungen in der Lehrerausbildung
 

Anlässlich des 10. Saarländischen Referendariatstages, den die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Landesverband Saarland, in Kooperation mit dem Landesinstitut für Pädagogik und Medien (LPM), am Donnerstag, dem 17.11.2005 im Bürgerhaus in Dudweiler durchführt, kritisiert GEW-Chef Klaus Kessler Kürzungen in der Lehrerausbildung.

Anstatt die Ausbildungsbedingungen durch den Ausbau eines umfangreichen Betreuungssystems (Mentoren) zu verbessern, werden die Referendare im Saarland zunehmend in eigenverantwortlichem Unterricht eingesetzt, um Lehrerstellen einzusparen. Bis zu 10 Unterrichtsstunden von insgesamt 16 Ausbildungsstunden pro Woche müssen die Referendare eigenständig unterrichten, eine aus GEW-Sicht „ausbeuterische Situation“. „So werden die Referendare gezwungen, die Zahl ihrer zukünftigen Planstellen selbst gering zu halten“, sagte Klaus Kessler.

Außerdem kritisiert die GEW, dass in Folge eines Mangels an Fachlehrkräften zunehmend auch Lehramtsanwärter mit erstem Staatsexamen ohne Referendariatsplatz zu vollem Einsatz an den Schulen als „Vertretungslehrkräfte“ verpflichtet werden. Diese Situation verschärft sich noch, wenn die Landesregierung Einsparungen bei den Referendariatsstellen in den Studienseminaren vornimmt.

Hierzu hat die GEW festgestellt, dass im aktuell vorgelegten Haushaltsplan der Landesregierung für das Jahr 2006 im Studienseminar Berufliche Schulen 25 Planstellen von 130, das sind rund 20 %, für Referendare gestrichen sind.

Für den GEW-Landesvorsitzenden Klaus Kessler bedeutet das: „Das Saarland verschlechtert die Lehrerbildung zunehmend, das führt zu einem Abwandern angehender Lehrkräfte in andere Bundesländer. Wer die Ausbildungsplätze für junge Lehrkräfte verknappt, schadet einem kontinuierlichen Lehrernachwuchs. Anstatt Referendarsplätze zu kürzen, müssen diese aufgestockt werden, damit wieder mehr junge Lehrkräfte für unsere Schulen ausgebildet werden. Das Saarland hat neben Bremen die ältesten Lehrer Deutschlands, und in den kommenden 10 Jahren geht jeder zweite Lehrer altersbedingt in den Ruhestand. Um auf diese Entwicklung vorbereitet zu sein, muss die Zahl der Ausbildungsplätze für angehende Lehrer dringend erhöht werden. Insgesamt gibt es in den Studienseminaren zur Zeit 576 Plätze für Referendare aller Schulformen. Anstatt diese auf 551 zu kürzen, fordern wir eine Erhöhung der Ausbildungskapazität auf insgesamt 600 Plätze, damit junge Lehrer im Saarland eine Zukunftsperspektive haben.“

Des Weiteren ist aus Sicht der GEW eine strukturelle Reform der Lehrerausbildung im Saarland überfällig. Die schulformbezogene Lehrerausbildung, wie sie aktuell im Saarland statt findet, ist nicht mehr zeitgemäß. Sie muss abgelöst werden durch eine einheitliche Lehrerausbildung, die nach Schulstufen (Grundstufe, Sekundarstufe I und II) gegliedert ist. Eine ähnliche Forderung erhebt auch die Industrie- und Handelskammer (IHK).

Als rückständig bezeichnet Klaus Kessler die in der Föderalismus-Kommission der Bundesregierung festgelegte Länderkompetenz in der Lehrerbildung. „Wir haben in 16 Bundesländern 16 verschiedene Lehrerbildungsgesetze mit unterschiedlichen Ausbildungsgängen und Anerkennungsverfahren. Eine solche Zersplitterung der Lehrerausbildung in Deutschland ist nicht zukunftsfähig und passt ebenso wenig zur notwendigen Internationalisierung der Hochschulbildungsgänge.“